Liebe Kollektivist_innen,
sicher habt ihr schon von der transnationalen Fem-Streik bzw. Frauenstreikbewegung gehört. Letztes Jahr beteiligten sich allein in Spanien 5 Millionen Menschen an einem entsprechenden Generalstreik. Dieses Jahr werden auch in Deutschland erste Versuche unternommen es am 8. März nicht bei Demonstrationen zu belassen sondern, an dem Tag auch Bildungseinrichtungen und Konsum zu boykottieren, unbezahlte Haus- und Sorgearbeit, aber eben auch die Lohnarbeit zu bestreiken. Mehr allgemeine Informationen findet ihr dazu auf der FAU-Themenseite.
In Kollektivbetrieben haben wir im Vergleich zu herkömmlichen Betrieben andere Möglichkeiten mit Sexismus und mit den patriarchalen Rahmenbedingungen der Gesellschaft umzugehen. Trotzdem hört das Patriarchat an dieser Stelle nicht einfach auf! Die Erfahrungen sexueller Belästigung, sexistischer Verunsicherung und Diskriminierung die unsere weiblichen und trans Kolleg_innen gemacht haben, bringen sie mit, ebenso wie den finanziellen Mehraufwand, der mit ihrem Geschlecht einhergeht, ggf. Sorgen über ungewollte Schwangerschaft und vieles mehr. Das selbe gilt für Privilegien und (oft unterbewusste) sexistische Denkmuster unserer männlichen Kollegen. Wir möchten als Kolleg_innen daher dazu aufrufen den 8. März auch bei euch zum Anlass zu nehmen über geschlechtsspezifische Mehrbelastungen zu diskutieren, Konzepte dagegen zu entwickeln, zu diskutieren und auszuprobieren.
Daneben möchten wir euch aber auch bitten, als Akt der Solidarität und um die Vision vom globalen FemStreik zu unterstützen, den Betrieb am 8. März ruhen zu lassen. Politischer Streik, wie es ein FemStreik ist, steht in Deutschland nicht nur vor dem Problem von den Gerichten verfolgt zu werden (siehe dazu die Streikrechtsbroschüre der FAU), sondern ist auch in Deutschland eine absolute Seltenheit. Gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen sind für die meisten Menschen von der betrieblichen Sphäre scharf getrennt. Grundlage für eine erfolgreiche Streikbewegung ist es also zunächst überhaupt eine gedankliche Verknüpfung von politischen Anliegen und dem “un- oder vorpolitischen” Raum Arbeitsplatz zu erreichen.
Wenn wir die Kollektivbetriebe am 8. März geschlossen lassen geht es also zunächst weniger um den volkswirtschaftlichen Druck, der wird bei der aktuellen Anzahl von Kollektivbetrieben gering bis unmerklich sein. Es geht vorrangig darum Kolleg_innen aus Chef_innenbetrieben Mut zu machen. Dafür wäre es schön wenn ihr Abwesenheitsnotizen und News auf eurer Website und Aushänge in den Schaufenstern erstellt. Beim FemStreik werden unsere Hände und Köpfe sicher auch gebraucht – und vielleicht ja auch unsere Produkte und Betriebsmittel: Streikcafés in der Produktionshalle oder im Büro, den Lieferwagen als Lauti, mit den Fahrrädern eine Critical Mass veranstalten: Zeigen wir am 8. März welche Power die Kollektive haben.
Für einen solidarischen und gemeinsamen Kampf der Lohnabhängigen in Kollektiv- und Chef_innenbetrieben,
für eine bessere Gesellschaft jenseits von Staat, Ausbeutung und Patriarchat!
Bildungsbetrieb Educat Sachsen i.G. und die Kollektivbetriebe-AG der FAU Dresden