Nachdem die FAU Dresden Anfang Oktober in Reaktion auf die ungerechtfertigte fristlose Kündigung des Mitglieds P. Kündigungsschutzklage gegen die FLINK Expansion 31 GmbH eingereicht hatte, ist es heute, am 25.11.2022, in der Güteverhandlung zu einer Einigung gekommen. Teil dieser Einigung ist, dass die FAU nichts Genaues über Hergang und Ergebnisse der Güteverhandlung berichten wird. „Dennoch sind wir mit dem Ergebnis zufrieden“, sagt Paula Birnbaum, Sprecherin der Basisgewerkschaft. „Natürlich werden wir auch weiterhin und unabhängig von diesem konkreten Fall die miesen Arbeitsbedingungen bei Flink kritisch beobachten.“ so Paula Birnbaum weiter.
Das erst 2020 gegründete Unternehmen Flink ist aktuell der größte Drittanbieter-Lieferservice in Europa. Das Prinzip: Fahrradkurier*innen liefern, laut Werbung binnen 10 Minuten, Artikel des täglichen Gebrauchs direkt an Verbraucher*innen.
P. war seit Juni 2021 als Rider (Fahrer) beim Lieferdienst FLINK beschäftigt gewesen. Immer wieder kam es während seiner Beschäftigung bei FLINK zu Unregelmäßigkeiten. Auch andere Mitarbeiter*innen berichten von massiven Missständen, P. ist also kein Einzelfall: Den Arbeiter*innen werden Teile ihres Lohns oder ihres Urlaubs vorenthalten. Sie haben teils keinen Zugang zu den digitalen Arbeitszeiterfassungssystemen, was die Überprüfung der Lohnzahlungen zusätzlich erschwert. Sie berichten außerdem von unzureichendem Arbeitsschutz und Ignorieren ihrer Verfügbarkeiten bei der Schichtvergabe. Als große Belastung und Gefährdung werden die Fahrten mit dem Fahrrad im rücksichtslosen Berufsverkehr, bei Extremwetter und oft mit viel zu schweren Rucksäcken beschrieben. Intransparente Zuständigkeiten führen zu mangelnder Ansprechbarkeit bei drängenden Fragen, aushangspflichtige Arbeitschutzgesetze werden – trotz großteils nicht deutschsprachiger Fahrer*innen – nicht ins Englische übersetzt.
All das beschreibt auch P.s Arbeitsalltag bei FLINK. Am 14. September 2022 erhielt er nach einem Arbeitsunfall die fristlose Kündigung. Alles in allem war das für P. eine schwierige und existenzbedrohende Situation. Aber: P. ist gewerkschaftlich organisiert und wehrt sich. Niemand muss mit schlechten Arbeitsbedingungen und unrechtmäßigem und respektlosem Verhalten von Unternehmer:innen alleine sein. Bereits am 18.11.2022 informierte die FAU die Öffentlichkeit durch eine Kundgebung in der Nähe des FLINK-Hubs auf der Prager Straße über die Arbeitsbedingungen bei FLINK. Viele Rider*innen erfuhren so von dem aktuellen Arbeitskampf.
Die Basisgewerkschaft FAU wird auch in Zukunft Rider*innen – bei FLINK, Lieferando, Gorillas, Wolt oder Uber – unterstützen, die sich bei ihr organisieren wollen. „Wir werden nicht locker lassen, diese ausbeuterischen und respektlosen Arbeitsbedingungen zu bekämpfen und die Situation der Fahrer*innen zu verbessern.“, so Paula Birnbaum – und weiter: „Die heutige Verhandlung hat deutlich gemacht: Sich wehren lohnt sich. Riders unite!“
Artikel der Alternativen Dresden News die beim Gütetermin anwesend waren
3 Antworten auf „PM: Erfolg gegen FLINK – Solidarität und Organisieren lohnen sich“
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