Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kollektiv bekämpfen!

Wir haben am 23.09.2025 im Rahmen der Infoveranstaltung „Wherever I work, wherever I go – yes means yes and no means no.“ über das Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz aufgeklärt und darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es für Betroffene gibt, sich dagegen auch mit gewerkschaftlichen Mitteln zu wehren.

Ein besonders gravierender Fall wird von addn.me aufgegriffen. Der Artikel „Wegen Kündigungen? Arbeitskampf in der Neustädter Gastro“ bezieht sich auf den t-online-Artikel „Die Wunden, die uns zugefügt wurden, kann keiner sehen“ von Marvin Graewert und bringt ihn mit dem Café VCake in Verbindung, gegen das wir in den letzten Monaten auch einen Arbeitskampf geführt haben. Der Artikel setzt sich kritisch mit den rechtlichen Grenzen auseinander, die es Betroffenen oft erschweren bis verunmöglichen, Gerechtigkeit herzustellen, z.B. weil sie nicht öffentlich über das Erlebte sprechen können, ohne eine Verleumdungsklage zu riskieren.

Eine Einordnung: Das Recht vereinzelt.

Die im Artikel von Marvin Graewert geschilderten Erfahrungen ehemaliger Beschäftigter eines Dresdner Cafés zeigen einmal mehr: Insbesondere bei sexualisierten Übergriffen und systematischem Mobbing braucht es eine starke, kollektive Antwort, denn das Recht vereinzelt und lässt Betroffene oft machtlos zurück.

Im deutschen Arbeitsrecht herrschen extrem kurze Fristen – sowohl im Kündigungsschutz (Frist zur Einreichung einer Kündigungsschutzklage: 3 Wochen) als auch im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (Frist zu Einreichung einer Klage wegen Diskriminierung: 3 Monate). Es gibt keine Möglichkeit von Sammelklagen und damit auch keine Anerkennung von strukturellen Missständen. Vor dem Recht gibt es nur zahlreiche Einzelfälle. Dazu kommt: Wer klagt, riskiert viel – das finanzielle Risiko, die psychische Belastung, die Unsicherheit. Das alles hat System und dieses System schützt diejenigen, die viel Geld haben und die Macht, Leute, die einen Job brauchen, einzustellen oder zu entlassen.

Unsere Antwort: Gewerkschaftliche Organisierung!

Wer sich zusammenschließt, durchbricht das Schweigen und schafft Raum für Widerstand. Eine stabile Gruppe im Betrieb ist die wichtigste Voraussetzung für jeden Arbeitskampf. Eine solche Gruppe, die sich gegenseitig unterstützt und den Druck von oben nicht an die Kolleg*innen weitergibt – das ist der Anfang. Danach kommt alles andere.

Wenn euch am Arbeitsplatz Unrecht geschieht – egal ob es um nicht ausgezahltes Geld, falsch berechnete Urlaubsansprüche, Kündigung, Mobbing oder sexuelle Belästigung geht: Kommt zur FAU! Wir sagen: Schluss mit Sexismus, Machtmissbrauch und Einschüchterung! Unsere Solidarität gilt allen betroffenen Arbeiter*innen. Wir sind an eurer Seite.