Seit 10 Uhr besetzen Studierende der Hochschule für Bildende Künste ihre Bibliothek. Die Besetzung erfolgt aus Protest gegen die rechten Positionen der Leiterin der Bibliothek und AfD-Listenkandidatin Barbara Lenk. Sie hatte sich für die Kommunalwahl in Meißen als Parteilose auf der Liste der AfD setzen lassen.
Der StuRa hatte sich Ende letzter Woche an das Rektorat gewandt, um sein Entsetzen darüber auszudrücken. Daraufin betonten der Rektor Matthias Flügge, der Kanzler Jochen Beißert und die Bibliothekskomissarin Constanze Perez in einem internen Schreiben, dass sie hinter Frau Lenk und ihren Fähigkeiten stehen. Dies löste großen Widerstand unter den Studierenden aus. Auf einer Vollversammlung am Dienstagabend wurde die Besetzung der Bibliothek der HfBK beschlossen.
Die Besetzer_innen fordern, dass Frau Lenk umgehend ihre Arbeitsstelle an der HfBK oder ihre Aktivitäten im Zusammenhang mit der AfD aufgibt. „HfBK oder AfD, beides geht nicht“ steht auf dem Transparent an der HfBK.
„Wir können uns nicht vorstellen, eine Bibliothek weiterhin zu benutzen, die von einer Kandidatin von der AfD-Liste geführt wird. Wir fragen uns, wie das mit dem Mission Statement der HfBK als einer weltoffen- internationalen und freien Hochschule zusammenpasst, und die entschieden gegen jede Form der Diskriminierung auftreten will“, so Julia. „Was geschieht mit unseren Daten und unseren Bücherlisten? Die AfD versucht immer wieder Listen unliebsamer Personen aufzustellen. Die Frage ist also legitim was mit solchen Daten geschieht, die auf eine politisch unliebsame Meinung hinweisen.“, argumentiert die junge Studentin weiter.
Die Studierenden fordern von der Hochschulleitung eine Distanzierung von der Afd und deren Inhalten sowie einen Rücktritt von Frau Lenk. Darüber hinaus wollen sie eine transparente Mitbestimmung bei Neuanschaffungen und Entsorgung von Büchern.
Angesichts des starken Rechtsrucks und den erschütterned Wahlergebnissen in Sachsen bei der Europawahl, bei der die AfD den ersten Platz belegt, machen die Studierenden sich größte Sorgen. „Keinen Cent für poilitisch motivierte Kunst – ein Wahlslogan der AfD, lässt vermuten was uns erwartet wenn die AfD ihre Macht in Sachsen ausbauen kann“ hieß es gestern bei der Vollversammlung.
AfD-Stadtrat Gordon Engler spricht explizit von einer Streichung aller Gelder für den internationalen Kulturort Hellerau. Ein Frontalangriff auf die Kunstfreiheit!
Die Studierenden lehnen aber auch insgesamt die menschenverachtenden Positionen der Alternative für Deutschland ab. „Ob wir es bei der AfD mit einer Partei des demokratischen Spektrums oder schlicht einer rechtsradikalen Struktur zu tun haben, diese Einschätzung würde ich ungern anderen überlassen. Wir müssen jetzt handeln.“ sagte eine weitere Studierende.
Nach weiteren Gesprächen mit dem Rektorat heute morgen gibt es dort keine Einsicht. Statt sich klar gegen menschenverachtende Einstellungen zu positionieren, wurden die Besetzer_innen aufgefordert, das Transparent von der Fassade zu entfernen, da es den „Tatbestand des Mobbings“ erfülle.