Betrachtungen zur Bildungslandschaft
Leistungsdruck und Selektion bestimmen den Bildungsalltag. Die Ökonomisierung des Bildungsbereichs hat für viele Menschen miese Arbeits- und Lernbedingungen zur Folge. Bestehende Hierarchien und andere institutionelle Problematiken behindern selbstbestimmtes Lernen und demokratische Bildung. Doch weder die Interessenvertretungen der unterschiedlichen Statusgruppen noch Bildungsproteste konnten diesen Problemen bisher etwas entgegensetzten.
Anpacken statt zuschauen
Wir wollen das Konzept einer kämpferischen Bildungsgewerkschaft wieder beleben, was in anderen Ländern längst Realität ist. Wir erhoffen uns, dadurch eine kontinuierliche Organisation zu schaffen, die Erfahrungen vergangener Kämpfe weitergibt und dauerhaft Einfluss auf den Arbeits- und Bildungsalltag nimmt. In unserer Organisation soll Platz sein für alle Leute aus dem Bildungsbereich, die sich gegen die Verhältnisse wehren und sie überwinden wollen – unabhängig von ihrer Statusgruppe. Ob Lehrende, Reinigungs- und Mensakräfte, Schüler_innen, Studierende oder Verwaltungsangestellte. Wir brauchen ein Syndikat, in dem wir gemeinsam agieren.
Zu Beginn backen wir natürlich kleine Brötchen: Wir kontrollieren Arbeitsverträge und bilden uns in Rechtsfragen fort; wir setzen Arbeitsschutzrechte durch und tragen zu kleinen Verbesserungen im Arbeitsalltag bei. An der TU Dresden setzen wir uns mit anderen engagierten Kolleg_innen u. a. gegen Befristungen ein und mit engagierten Studierenden kämpfen wir für selbstverwaltete Räume freier Bildung an den Hochschulen. In Bildungsträgern wie z. B. dem „Netzwerk Demokratie und Courage“ versuchen wir Mitbestimmung und Lohnhöhen zu verbessern. Mit der Kollektivbetriebsföderation Union Coop zusammen versuchen wir eigene, fortschrittliche Bildungsbetriebe in Arbeiter_innenselbstverwaltung aufzubauen. Schüler_innen helfen wir u. a. bei Mobbing und basisdemokratischen Organisationsprozessen. Doch geht es dann auch sehr schnell um Größeres: Wir helfen selbstständigen Pädagog_innen dabei, eine Lobby gegenüber ihren Auftraggeber_innen aufzubauen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern; es werden Honorartarife ausgehandelt oder Arbeitsverträge durchgesetzt.
Mittel- und langfristige Ziele
Mittelfristig wollen wir darauf hinwirken, die Lern- und Arbeitsbedingen in allen Bildungsbetrieben zu verbessern. Insbesondere fordern wir:
- Vor allem im Wissenschaftsbereich und in der Erwachsenenbildung sind immer mehr Menschen in prekärer Selbstständigkeit oder befristeten Teilzeitstellen gefangen. Ob in Kita, Schule, Hochschule oder freiem Bildungsbereich – überall müssen reguläre Beschäftigungsverhältnisse und unbefristete Arbeitsverträge her.
- Praktika und Probearbeitszeiten werden häufig als Teil der Ausbildung verkauft, als Chance, etwas zu lernen – oft handelt es sich aber schlicht um Arbeit, die bezahlt werden müsste. Diese Praxis muss aufhören: Keine Arbeit ohne Lohn! Aufklärung und Durchsetzung von Lohnansprüchen heißt das Ziel.
- Die universitäre Lehre muss endlich ausfinanziert werden. Ihre Finanzierung muss sich nach konkret vorhandenen Studierenden richten, nicht nach abstrakten Studienplatzzahlen.
- Leiharbeit muss hier wie überall abgeschafft werden.
Das ganze Bildungssystem emanzipatorisch umzuwälzen wird freilich noch nicht morgen gelingen: Die strukturellen Ursachen der Probleme im Bildungsbereich können wir nur durch eine breite Organisation aushebeln, die das Streben nach konkreten Verbesserungen in unserem Lern- und Arbeitsumfeld mit einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive verbindet. Daher organisieren wir uns als Teil der FAU, mit der wir eine Föderation von Basisgewerkschaften aus verschiedenen Zusammenhängen bilden. Was wir benötigen sind parallele Kämpfe in allen gesellschaftlichen Bereichen, mit denen wir auf eine Veränderung von unten abzielen.