FLINK – 11 Minuten und du bist raus?

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FLINK ändert nichts an seinem Geschäftsgebahren, aber erfährt zum Glück immer öfter Widerstand. Am 19.04.2023 haben wir S., einen FLINK-Arbeiter, solidarisch bei seiner Güteverhandlung vor dem Arbeitsgericht Dresden begleitet. Denn niemand muss alleine sein, wenn alle zusammen stehen. Wir haben S. in unserer gewerkschaftlichen Beratung kennengelernt und mit ihm über seine fristlose Kündigung durch FLINK gesprochen. Erneut hat FLINK ohne Angabe von Gründen gekündigt. Die Gründe wurden erst im Gerichtstermin bekannt und sind gelinde gesagt hanebüchen.

So bemängelte die Vertreterin von FLINK Lagodinski, dass S. einmal im Herbst unentschuldigt nicht zu seiner Schicht erschienen sei. Dem stellte S. entgegen, dass er an diesem Tag gar keine Schicht gehabt habe, diese erst am Abend gegen 19 Uhr im Programm zur Schichtplanung erschienen sei. Ein Fehler also, den er sofort dem Hub Manager gemeldet habe, was er mittels Mails beweisen könne. Aber der zweite genannte Grund zieht uns als Gewerkschafter_innen wahrhaft die Schuhe aus: S. sei an einem Tag 11 Minuten zu spät gekommen. S. konnte auch hier entkräften, dass es Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr gegeben habe und er die Schichtleitung noch auf dem Weg zur Arbeit informiert habe. Das war die erste Verspätung in anderthalb Jahren. Ein vorbildliches Arbeitsverhalten also. Aber warum dann diese Kündigung? Wie die anwaltliche Vertretung des Arbeiters RA Feilitzsch im Termin vermutete, könnte wohl ein Zusammenhang damit bestehen, dass S. kurz vor der Kündigung bemängelte, in den letzten zwei Monaten zu wenig Schichten bekommen zu haben. Auf der Chef_innenseite also nicht funktionierende IT, schlechte und arbeitsrechtswidrige Schichtplanung, Hire-and-Fire-Politik am laufenden Band, auf der Arbeiter_innenseite reicht einmaliges Zuspätkommen von wenigen Minuten, um einem Menschen seines Einkommen zu berauben. Dazu sagen wir: Fristlose Kündigung für FLINK!

Das sah der Richter der 8. Kammer Zickert ähnlich. Er ließ kaum Zweifel daran, dass die Kündigung keinen Bestand haben kann. S. und sein Anwalt machten das Angebot, das Arbeitsverhältnis einvernehmlich zum 30.04.2023 zu beenden und bis dahin bezahlt zu werden und zusätzlich eine Abfindung von 1.500 Euro – nur fair angesichts der rechtlich nicht haltbaren Kündigung.

Die Vertreterin von FLINK Lagodinski bot einen Vergleich mit Kündigungsdatum zu Ende März an und hatte offensichtlich keine Bevollmächtigung, mehr geben. Berechtigterweise schlugen S. und sein anwaltlicher Vertreter dieses viel zu geringe Angebot aus. Das Verfahren geht also weiter. Wie der Anwalt feststellte, gibt es keinen Grund, von einer rechtmäßigen Kündigung auszugehen, und deswegen überhaupt keine Grundlage, einen schlechten Vergleich zu akzeptieren.

Wir dürfen gespannt sein, ob es noch zu einer Einigung kommt oder wir in der Hauptverhandlung im Februar nächsten Jahres ein richterliches Urteil bekommen werden, wie sehr daneben FLINKs Geschäftspraxis ist. Oder aber, wie FLINK’s Vertreterin in Aussicht stellte – und es hörte sich fast wie eine Drohung an -, dass die Kündigung zurückgenommen und S. wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann. Wir werden diesen Prozess weiter beobachten und gegebenenfalls berichten. Solange FLINK seine dreisten und oft rechtswidrigen Geschäftspraxen nicht ändert, werden sie keine Ruhe haben. Wir fordern: Schluss mit der Hire-and-Fire-Politik! Kriegt euren Laden endlich auf die Reihe! Hört auf Versuche zur Selbstorganisation der Arbeiter_innen zu torpedieren!

Allen Ridern und anderen Arbeiter_innen von FLINK empfehlen wir:
Traut FLINK nicht! Dokumentiert eure Kommunikation und eventuelle Unregelmäßigkeiten und speichert alles offline! Exportiert regelmäßig eure Arbeitszeiterfassung!
Wenn ihr den Eindruck habt, dass etwas nicht stimmt, lasst euch beraten, zum Beispiel in unserer gewerkschaftlichen Sprechstunde. Wenn ihr gefeuert werdet, habt ihr oft gute Chancen, in einem Kündigungsschutzprozess noch eine Abfindung zu bekommen!

Organisiert euch mit euren Kolleg_innen, kommt in die Gewerkschaft – Riders unite!