Allgemeine Aktionen und Demogeschehen
Die alltägliche Arbeit syndikalistischer Strukturen besteht – logischerweise – aus Beratungen, u. a. zu Jobcenter und betrieblichen Situationen. Erfreulich für unsere Erwerbslosenarbeit ist, dass immer öfter Menschen zu uns kommen, bevor sie eine Eingliederungsvereinbarung unterzeichnet haben, Das erweitert die Handlungsspielräume um aus dem Jobcenter gemeinsam das rauszuholen, was die betroffenen Kolleg_innen jeweils am meisten brauchen.
Betrieblich sieht der Trend hier leider noch nicht ganz so rosig aus. Zwar können wir feststellen, dass sich die FAU als Gewerkschaft insgesamt langsam an größere, bundesweite Unternehmen selbstbewusst heran wagen kann und sogar mal eben die einzig aktive Gewerkschaft im Betrieb wird – wie die aktuellen Organisationserfolge und Kämpfe bei den Lieferservicen Foodora und Deliveroo zeigen. Hier profitieren wir von arbeitsteiliger Organisation und einer breiten Gewerkschaftserfahrung der gesamten FAU.
Leider kommen im Alltag aber immer noch viele Kolleg_innen zu uns, wenn sich eigentlich schon nichts mehr retten lässt. Möglichkeiten effektiver gewerkschaftlicher Intervention und des Kampfes gegen immer prekärere Lebens- und Arbeitsbedingungen setzen i. d. R. früher an. So macht es uns auch weiterhin betroffen, wenn wir linke und anarchistische Kolleg_innen sehen, die in prekären Verhältnissen wie Scheinselbstständigkeit arbeiten ohne sich zu organisieren und so Verschärfungen der Situation mit ermöglichen. Dass es nicht immer so sein muss, zeigen uns diverse frisch eingetretene Kolleg_innen u.a. aus der Bau- und Bildungsbranche. Diese diskutieren sowohl betriebliche Verbesserungen in regulären Betrieben als auch die Gründung von Kollektivbetrieben.
Um über diese konkreten Verteilungskämpfe in der kapitalistischen Ungerechtigkeit hinaus zu weisen, Schritte hin zu einer selbstverwalteten Bedarfswirtschaft zu machen, halten wir die Beförderung von gesellschaftlicher Debatte für unverzichtbar. Aus diesem Grunde waren wir auf der Straße
- für internationale Solidarität mit spanischen Kolleg_innen (internationaler Aktionstag zum Arbeitskampf bei Ford),
- für feministische Kämpfe und die Rechte von (weiblichen) Gefangenen (Demo am 8. März Chemnitz),
- zur Unterstützung der streikenden Arbeiter_innen bein Amazon zum Black Friday am 24.11. und
- um unsere libertären Ideen und unsere Kritik in die Straßen zu tragen (Demos am 28. April Dresden und am 1. Mai in Pirna).
Daneben versuchen wir über Infostände, Vorträge, Flyer, Plakate, Sticker, Podiumsdiskussionen und Kultuveranstaltungen mit immer mehr Menschen ins Gespräch zu kommen, anarchistische Vorstellungen bekannt zu machen und sie hinsichtlich kurzfristiger wie langfristiger Ziele hin zu konkretisieren.
„CindyCat“ – Branchengruppe Kunst und Kultur
Seit letztem Jahr ist unser Syndikat an der Kunst und Kultursektion „Cindy Cat“ beteiligt, die v. a. mit kritischen Intervention auf größeren Veranstaltungen der Branche und Umfragen zu Arbeitsbedingungen in Erscheinung trat, daneben aber auch einen konkreten Anlaufpunkt darstellte. Im April saßen im Rahmen der kritischen Einführungstage in der HfBK unter dem Titel „Organisiert euch!“ mit auf dem Podium.
Auch sonst gab es kritische Begleitung von Diskussionsveranstaltungen, wie z.B. am Equal Pay Day zum Thema Frauen in der Kreativbranche. Hier griffen Mitglieder der Branchengruppe neoliberale Ideologien a la „Jede kann es schaffen, wenn sie ihre Visitenkarte nur schick genug designt!“ oder: „…wenn sie nur genug an ihren Erfolg glaubt“, an. Einige Anwesende waren sehr froh darüber. Unsere Anwesenheit beförderte auch das ernsthafte Nachdenken über Streik, Sabotage und ähnliche Optionen.
Über mehrere Monate fanden Diskussionen zu und die Konzeption von einem Plakat mit dem Titel “Mach ich’s umsonst? / Wann will ich wie viel Geld für meine Arbeit?” statt, das sich an Künstler_innen und Kulturschaffende, aber auch an andere prekäre Kreative, selbstständige Projektemacher_innen u.ä. richtet. Aus eigenen Erfahrungen speisen sich die typischen Fragen, denen mensch sich oft allein gegenüber sieht. Mithilfe des Plakats lassen sich die eigenen Fragezeichen ordnen und bestenfalls kollektiv beantworten. Auch über die grafische Umsetzung wurde gemeinsam diskutiert und entschieden – politisch und ästhetisch, was die Gruppe nie unabhängig voneinander betrachtet. Die Grafik übernahm ein Mitglied der Gruppe, das dafür definitiv noch Geld sehen soll. Dieses kann über den Verkauf einiger Plakate bei einer Release-Veranstaltung am 27.07. gesichert werden. Ansonsten sollen die Plakate gegen Spende bundesweit zugänglich gemacht werden.
Der bisherige Gruppenzusammenhang löst sich leider auf, da mehrere die Stadt wechseln. Ob andere den Staffelstab der Branchengruppe übernehmen, und vielleicht nochmal etwas ganz Anderes daraus machen, wird sich zeigen. CindyCat, die umtriebige Katze, wird vielleicht zu unbekannter Zeit an unbekanntem Ort wieder auftauchen.
BNG – Basisgewerkschaft Nahrung und Gastronomie
Wie immer berieten wir auch Kolleg_innnen aus der Gastronomie bei konkreten betrieblichen Fragen, Neueinsteiger_innen berieten wir zu dem bei der Wahl des Betriebes und machten deutlich, was es beachten gibt.
Im besonderen Maße widmeten wir uns mit Redebeiträgen, Stickern, Plakaten und einer Infoveranstaltung der Verdrängung regulärer Beschäftigungsverhältnisse durch die rechtlich sehr fragwürdige Anwendung von Selbstständigkeit in eigentlich „abhängigen“ Beschäftigungslagen. So kann mensch sich, z. B. als Barkraft oder Imbissverkäufer_in durchaus der Schwarzarbeit schuldig machen. Viel wichtiger aber: Gewerkschaftliche Rechte, Kündigungs-, Versicherungsschutz etc. gehen verloren. Weil diese Schweinerei leider für die Chef_innen auch noch billiger ist als z. B. im Minijob anzustellen, wird die Konkurrenz mit „normalen“ Beschäftigungsverhältnissen auch noch unter Druck gesetzt. Eine Abwärtsspirale nach unten, die wir gerne umkehren würden.
Daneben beschäftigen uns natürlich auch die bundesweiten und internationalen Organisationsversuche bei den Fahrradlieferdiensten Foodora und Deliveroo, die in Deutschland bis jetzt sehr erfolgreich von der FAU, v. a. in Berlin, koordiniert und unterstützt werden. Hier möchten wir alle betroffenen Kolleg_innen in Dresden und Chemnitz dazu auffordern sich bei uns zu melden, so sie es nicht schon getan haben.
Branche Bildung und Wissenschaft
FAU-Mitglieder beteiligen sich aktuell an verschiedenen Projekten zu Arbeits- und Lernbedingungen u. a. in der EHS, der TU und Träger_innen der politischen Bildung. Die Palette unserer Arbeitsbereiche reicht dabei von der Mitarbeit an Umfragen über die Organisation von Protest bis hin zum Aufbau überregionaler Betriebsstrukturen. Dazu haben wir einen monatlichen, offenen Anlaufpunkt für libertäre Schüler_innen, Studierende, Referent_innen, Dozent_innen und Lehrer_innen gestartet. Dieser findet jeden ersten Mittwoch im Monat statt.
Daneben arbeiten wir, zusammen mit Einzelpersonen und jugendlich geprägten Gruppen, am Aufbau einer Schüler_innenberatungsstelle. Diese soll Einzelpersonen und Gruppen KnowHow und Kontakte weiter geben um an den Schulen selbstorganisiert zu linken Themen arbeiten zu können.
Branche Bau
Im Bereich bau befassen sich unsere Mitglieder gerade v.a. mit der Vernetzung von Soloselbstständigen, gegenseitiger Hilfe und der selbstorganisierten Festlegung/ Durchsetzung von Mindeststundensätzen. Daneben sind auch weitergehende Kollektivbetriebe immer wieder ein relevantes Thema.
AG Feministische Kämpfe
Unsere AG feminstische Kämpfe raufte sich im Frühjahr 2017 so langsam zusammen. Konkrete Aktionen waren die Mitorganisation der Demo zur JVA in Chemnitz am feministischen Kampftag 8. März (gemeinsam mit verschiedenen feministischen Gruppen, der FAU Jena und der Gefangenengewerkschaft Jena und Leipzig), Teilnahme an feministischen Demos und Aktionen wie am 11. März in Leipzig oder mit Infostand beim „Böse und Gemein“-Festival. Wir mischten ein wenig beim Bündnis gegen den christlich-fundamentalistischen Marsch in Annaberg mit und beteiligten uns über Pfingsten auf dem FAU-Kongress an der Initiierung einer Feminismus-AG in der Gesamt-FAU.
Um grob die bisher gesammelten Zielsetzungen zu beschreiben… die AG Feministische Kämpfe könnte/soll:
- die Auseinandersetzung mit Geschlecht und Sexismus innerhalb der FAU oder auch in einer neuen Internationale vorantreiben, sich an der ensprechenden bundesweiten AG beteiligen
- sich selbst/gegenseitig weiterbilden zu Geschlecht und Arbeit, Geschlecht und Klasse, Geschlecht und Kapitalismus, Reproduktionsarbeit usw., evtl. dazu einen Vortrag erarbeiten und diesen touren lassen, Lernen von Vorhandenem, aber auch eigene Theoriearbeit machen
- Material sammeln und bereitstellen, zur Selbstreflexion anregen – keine bloßen Dienstleister_innen als ‘Sexismus-Expert_innen’ werden, die man einlädt, um sich nicht selbst damit auseinanderzusetzen
- gegenseitige Hilfe/Support bei Sexismus im Alltag bieten! (erstmal intern, Ansprechbarkeit/Support nach ‘außen’ wie z.B. durch eine Sexismus-Beratungsstelle, lassen die Kapazitäten gerade nicht zu)
Die Stoßrichtung ist eine zweiteilige, hier ein etwas grob formulierter erster Versuch: Wir als FAU brauchen Feminismus, um ernstzunehmen zu sein, weil wir sonst den Kapitalismus nicht verstehen und so nicht überwinden werden. Und wir als Feminist_innen brauchen langfristige Organisierung, Strategie und Utopie, wie zum Beispiel in/mit der FAU, um nicht nur in feministischen Ein-Punkt-Kampagnen rumzudümpeln und sich immer wieder zu zerfasern, und weil wir ohne die Auseinandersetzung mit Wirtschaftsverhältnissen und Klasse das Patriarchat nicht verstehen und so nicht überwinden werden. Wenn wir aber beides überwinden wollen: AG Feministische Kämpfe! 😉
Daneben haben wir uns aktiv an der Gründung der Initiative Sex Workers Solidarity beteiligt Nicht nur (aber auch) ein feministischer Kampf ist der von Sexarbeiter_innen gegen das seit 1. Juli geltende ‚Prostituiertenschutzgesetz‘, das eine Meldepflicht, Ausweispflicht, Zwangsberatungen usw. vorsieht. Dabei will die Initiative Informationen sammeln und die Ausgestaltung des sächsischen Ausführungsgesetzes kritisch begleiten und diesem vor allen Dingen die Selbstorganisierung von Sexarbeiter_innen entgegen setzen. Dazu wurden
FAU-AFA – AG für Antifaschismus und Antirepression
Sich an Nazis abzuarbeiten ist fatal, will mensch die Gesellschaft grundlegend verändern. Nazis stehen aber einer offenen Diskussion um eine bessere Gesellschaft direkt im Weg. Das zeigten u. a. die beiden Angriffe durch Nazis auf Demonstrationsteilnehmer_innen von FAU-Demos im April und Mai.
Dementsprechend waren wir auch verschiedentlich auf der Straße, so gegen die AfD in Pirna, Montags in Dresden, am 6. Mai gegen die Spinner_innen von Thügida, ab und an auch mit Redebeiträgen. Fast wichtiger als Protest und Gegenprotest gegen Nazis finden wir aber die tägliche Courage auf der Straße, in der Bahn, im Viertel und in diesem Sinne auch die Beobachtung von Nazistrukturen vor Ort. Dafür versuchen wir uns gegenseitig zu unterstützen und zu empowern.
Daneben halten wir es, ob der offensichtlichen gesellschaftlichen Diskursverschiebung nach rechts aber auch für wichtig, bisherige, antifaschistische Taktiken auf den Prüfstand zu stellen, von Folklore und Gewohnheit zu befreien und sich immer wieder neu zu fragen: Gab es vor antifaschistischen Aktionen und Kampagnen eine Zielbestimmung? Standen Ergebnisse und Ziele im Einklang? Stimmen wir Zielbestimmungen und Grundannahmen zu und was lernen wir für die Zukunft?
In diesem Sinne hatten wir uns im letzten Jahr kritisch-solidarisch in Diskussionen um den 1. Mai und die Proteste anlässlich des Jahrestages rechter Pogrome in Heidenau eingebracht und deutschlandweit Infoveranstaltungen organisiert. Im April haben wir eine sehr gut besuchte Podiumsdiskussion zu Strategien und Ausrichtung antifaschistischen Engagements in Sachsen mit Nope, URA und dem linken Kollektiv Bautzen organisiert. Auch in diesem Jahr positionierten wir uns im Nachgang zu einer Spontandemo mit einem kontroversen Statement. Neben viel Zuspruch kam dazu auch viel berechtigte Kritik und löste bei uns eine Debatte über Veröffentlichungspolitik und die Aufmachung solcher Beiträge aus. Trotz dieser Verwerfungen, glauben wir prinzipiell dazu beigetragen zu haben, Aktionsformen, Zielstellung und Einsatzgebiete für Militanz wieder in eine offenere Diskussion befördert zu haben und das halten wir für absolut notwendig für ein gemeinsames Vorankommen.
Viele Überschneidungen gibt es zwischen der Arbeit der FAU-AFA und der SRB sowie weiteren AGs. Vieles werden wir hier auch nicht schreiben. Ihr sehr unsere Arbeit auf den Straßen, in den Straßen (und Feldwegen 😉
SRB – Schwarz-Rote Bergsteiger_innen
Unsere SRB haben ja ein recht breites und unterschiedliches Arbeitsfeld. Zunächst zum sportlichen, weil es ja im Namen drin ist. Wir werden ein wenig fitter, waren dieses Jahr immerhin an drei Jahreserstbegehungen in der Sächsischen Schweiz beteiligt, davon eine Nachts. Daneben sind einzelne Mitglieder auch im alpinen Raum umtriebiger, dieses Jahr z. B. in den Zillertaler Alpen und am Kazbek (Kaukasus, 5033m). Auch zu Gedenkaktionen am 27. Januar (bei Schnee und Eis für die Opfer des KZ-Außenlagers Schwalbe III) und am 8. Mai (in Gedenken an kommunistische Deserteure) schwangen wir uns auf Gipfel. Daneben bemühen wir uns gerade darum europaweit linke und anarchistische Bergsportgruppen zu vernetzen, aktuell mit Kontakten nach Schweden, Österreich, Schweiz, Tschechien und Spanien. Auch für alternative Tagungs- und Urlaubsorte in der Sächsischen Schweiz arbeiten wir weiter mit Baueinsätzen, Planungen und aktuell auch Kaufverhandlungen.
Zur Geschichte von NS-Verbrechen und Widerstand haben wir in des fleißig weiter die Archive gewälzt und viel Zuarbeit vom befreundeten Pirnaer Verein AKuBiZ erhalten, der gerade unter gedenkplaetze.info eine Online-Karte für Gedenkorte erstellt. Wir hatten dieses Jahr ein 5-tägiges Wanderseminar mit 20-25 Leuten und vier weitere kleinere Seminare. Den Höhepunkt stellten die Schwarz-Roten Bergtage über 7 Tage mit ca. 50 Teilnehmenden dar.
Neben diesen Tätigkeiten liegt uns auch das Erwachsen, Stärken und Vernetzen einer linken Gegenöffentlichkeit im Raum Sächsische Schweiz am Herzen. Aus diesem Grunde beteiligten wir uns an lokalen Poli-Veranstaltungen wie bspw. der Friedensdemo in Bad Schandau mit solidarischer Kritik, Mobilisierung, Redebeitrag, Infostand. Im Frühjahr luden wir zu einem ersten Vernetzungsbrunch, knapp 25-30 Leute kamen. So versuchen wir linke und alternative Menschen im Kreis kennen zu lernen, miteinander bekannt zu machen und gleichsam auch ein besseres Bild über lokale Nazistrukturen zu gewinnen, Dörfer von deren Stickern zu befreien, mit Postwufsendungen und Aushängen am Schwarzen Brett alternative politischen Ansätze bekannt zu machen.
Eingeladen mitzumachen
Die FAU ist keine abgeschlossene Gruppe oder Organisation. Sie ist ein offenes Organisationsangebot, für jene, denen die Überwindung des Kapitalismus als Notwendigkeit für ein schönes Leben erscheint und die sich nach Selbstverwaltung und Kooperation in allen Berreichen sehnen.
Wir möchten daher alle einladen, dass was wir machen mit uns zu diskutieren, unsere Projekte zu verstärken, zu verändern, neue Projekte in der FAU anzustoßen – ob einzeln oder als Gruppe. Was uns eint, ist unser Wille zu einem diskriminierungsfreien, respektvollen Miteinander, zu Entscheidungen an der Basis, lokaler Autonomie, Föderalismus und direkter Aktion. Wir haben soviel mehr vor, haben tausende Ideen für eine schönere Welt – doch dafür brauchen wir euch! Wir würden uns freuen, von euch zu hören!